Neue Schmerzklinik in Berlin will Chronikern helfen

Ein ambulantes Schmerzzentrum und eine Schmerzklinik bündeln jetzt ihre Kräfte. Selbsterklärtes Ziel: Eine Lücke in der Versorgungslandschaft Berlins zu schließen.

Von Angela Misslbeck

 

Schmerztherapie über Sektorengrenzen hinweg soll in der Bundeshauptstadt künftig unter der Dachmarke "Schmerzmedizin Berlin" stattfinden. Das etablierte ambulante Schmerzzentrum des niedergelassenen Anästhesisten Dr. Jan-Peter Jansen hat dazu nun Verstärkung von der neuen Schmerzklinik Berlin unter der ärztlichen Leitung des stationären Schmerzspezialisten Dr. Michael Schenk erhalten.

Die Klinik will Patienten mit chronischen Schmerzen fachübergreifende Schmerzdiagnostik und intensive Therapie mit ganzheitlichem Versorgungskonzept bieten. Sie soll diejenigen Patienten betreuen, bei denen eine ambulante Behandlung nicht ausreicht – egal ob es um Kopfschmerz, Rückenschmerzen, neuropathische Schmerzen, Tumorschmerzen oder um Schmerzen auf der Grundlage psychischer Erkrankungen geht.

Pro Tag sechs Therapien

Vor Kurzem hat die Privatklinik mit 22 stationären und acht tagesklinischen Betten die ersten Patienten für stationäre Schmerztherapien aufgenommen. Geplant ist, dass sie pro Tag sechs verschiedene Therapien erhalten – doppelt so viele wie der Prozedurenkatalog im OPS 8.918 und die drei relevanten Fallpauschalen als Minimum für die hochintensive stationäre Schmerztherapie vorsehen.

Die Spezialklinik füllt eine Lücke in der stationären Versorgungslandschaft der Hauptstadt. "Mit hochintensiver stationärer Schmerzmedizin ist Berlin komplett unterversorgt", sagte Chefarzt Schenk der "Ärzte Zeitung". Patienten müssen oft auf einen stationären Therapieplatz warten, wie Schenks niedergelassener Kollege Jansen erklärt. "Es gibt kaum Gruppentherapien in Berlin", sagt Jansen.

Bei Fallkonferenzen im Schmerzzentrum, das als MVZ GmbH organisiert ist, entstand nach Jansens Angaben der Wunsch, einen Versorgungsweg zu schaffen, der Schmerzpatienten mit hochintensivem Versorgungsbedarf zügig zur richtigen Therapie bringt.

Mit ambulanter Nachsorge soll sichergestellt werden, dass der Erfolg aus der stationären Therapie nicht versandet – laut Schenk ein häufiges Problem in der stationären Schmerzmedizin.

"Wir sind damit eines der ersten Zentren und eine der ersten Kliniken, die sich sektorenübergreifend aufstellen", so Jansen. Schenk ergänzt: "Damit tragen wir auch der Absichtserklärung des Berliner Senats in der Koalitionsvereinbarung Rechnung, mehr Versorgungspfade für ältere und chronisch kranke Patienten zu schaffen."

Qualitätsmanagement hat Priorität

Ihren Anspruch, eine umfassende Schmerzmedizin zu bieten, untermauern beide Schmerzspezialisten mit einer ambitionierten Qualitätssicherung. "Wir wollen unsere Schmerzmedizin mit einer Katamnese über fünf Jahre messen, auch bei invasiven Maßnahmen. Das ist mutig, aber notwendig, wenn wir unser Versprechen an uns selbst und an unsere Patienten einlösen wollen", so Jansen.

Die interdisziplinäre Diagnostik und Behandlung in der Klinik erfolgt durch ein Team, dem neben acht Ärzten auch algesiologisch fortgebildete Psychotherapeuten, Physiotherapeuten, Mal-, Musik- und Sporttherapeuten und Pain Nurses angehören.

Auf auf einer Fläche von rund 1500 Quadratmetern gibt es zwei Therapieräume für Gruppen und sechs Einzeltherapieräume. Zusätzlich ist die Schmerzklinik Berlin mit einem hochmodernen Operationssaal für invasive Therapien ausgestattet.

Um die Investitionen von rund sechs Millionen Euro zu stemmen, haben die beiden Ärzte den Medizintechnikhersteller Medtronic als Partner ins Boot geholt. Jo Merkun, Geschäftsführer der Medtronic Deutschland GmbH sagt: "Am Konzept der Schmerzklinik Berlin hat uns die konsequente Spezialisierung auf das Thema Schmerz überzeugt."

Für die Ärzte ist klar, dass sie die Refinanzierung nicht durch eine großzügige Indikationsstellung für invasive Therapien beschleunigen. "Wir werden nur dann Erfolg haben, wenn wir die Indikationen leitliniengetreu stellen", sagt Schenk.

"Wir lieben Kassenpatienten"

Vorerst steht die Privatklinik nur unfallversicherten und privat krankenversicherten Patienten offen. Doch Jansen und Schenk sind im Gespräch über eine Öffnung für gesetzlich Versicherte. Die Kassenärztliche Vereinigung Berlin unterstützt die Mediziner nach Jansens Angaben bei der Entwicklung von Integrationsverträgen mit Krankenkassen. Jansen: "Wir lieben Kassenpatienten." Er jedenfalls sei vom System der gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland "zutiefst überzeugt".

 

Angestrebt ist aber auch eine Vernetzung mit anderen schmerzmedizinischen Einrichtungen in Berlin. Unter anderem zu diesem Zweck ist unter der Dachmarke Schmerzmedizin Berlin auch eine Fortbildungsakademie angesiedelt. Sie soll zugleich dazu beitragen, den Mangel an schmerztherapeutischen Angeboten zu beheben.


 Vielen Dank!

Schmohlstrasse 24, Berlin Zentrales Patientenmanagement: Team + Michael Schenk + Jan-Peter Jansen Schmerzklinik Berlin Zentrum für Multimodale Schmerztherapie und Neuromodulation

Kommentare: 5
  • #5

    M.J. (Donnerstag, 20 Juni 2019 11:06)

    "Die Klinik will Patienten mit chronischen Schmerzen fachübergreifende Schmerzdiagnostik und intensive Therapie mit ganzheitlichem Versorgungskonzept bieten.

    Sie soll diejenigen Patienten betreuen, bei denen eine ambulante Behandlung nicht ausreicht – egal ob es um Kopfschmerz, Rückenschmerzen, neuropathische Schmerzen, Tumorschmerzen oder um Schmerzen auf der Grundlage psychischer Erkrankungen geht."

    Klingt ja toll! Ich als chronisch kranker frührentner wurde da trotzdem abgelehnt..
    die haben da also ein schwerwiegendes kompetenzproblem was die in handlungsunfähige unärzte transformierte..

    Man habe ja keine schwerwiegenden Symptome wenn es sich noch nicht austherapiert hat, sagte der Arzt da..
    So viel fachwissen verschämt und man ginge dankbar davon im wissen daß man untherapiert weniger unter schwerwiegenden symptomatiken leidet als austherapiert...

  • #4

    Bernd (Samstag, 11 Mai 2019 09:48)

    Hallo Hanni,
    verstehe ich gut, ich kann echt nur hoffen das hier die Verträge mit den gesetzlichen bald unter Dach und Fach sind.
    Die Klinik zumindest bemüht sich, keine Ahnung weshalb sich die gesetzlichen hier quer stellen - denn wie Du selbst schreibst, die Kosten sind nicht höher .

  • #3

    Hanni (Dienstag, 30 April 2019 18:23)

    „Wir lieben Kassenpatienten“

    Mein Antrag auf Kostenübernahme von der Krankenkasse der Bundesknappschaft wurde leider abgelehnt, da es sich um eine Privatklinik handelt. Die Notwendigkeit einer Behandlung in einer Schmerzklinik wurde jedoch bestätigt. Schade, ich bedaure es sehr...ich hatte die Klinik persönlich besucht! Die Kosten sind auch nicht höher als in anderen Schmerzkliniken

    H.Jäger

  • #2

    Bernd (Donnerstag, 08 November 2018 06:06)

    Hallo Renate, richtig lesen, noch scheitert das an den Verträgen mit den gesetzl. Krankenkassen, die Klinik selbst würde das ganz anders sehen. Nicht immer auf Privat schimpfen, denke Beitragsmäßig würdest Du auch nicht tauschen wollen., da schimpft keiner drüber .... Abgesehen davon kann man nur hoffen das die gesetzl. hier aus den Puschen kommen so daß jeder in den Genuss kommen kann. Hier liegt der Hund begraben, nicht bei den privat versicherten !!!

  • #1

    Renate (Donnerstag, 08 November 2018 03:10)

    Was nützt es, wenn es nicht für Kassenpatienten ist, die schon
    jahrelang unter chronischen Schmerzen leiden. Warten auf Jahr 2020
    vielleicht. Habe mir Sendung von RBB nur 1 Minute angeschaut und da war mir klar, das es eine Klinik für Privatversicherte ist.
    Schade-Schade, wieder eine Hoffnung die zerbricht. Wenn man Kosten
    selber tragen würde, wäre es bestimmt sehr teuer. Immer wenn ich im Netz rechachiere und was gutes finde, ist es für Privatpatienten.