Was macht man bei einer

       neurologischen Untersuchung


Was macht man bei einer neurologischen Untersuchung?

 

Zu Beginn beurteilt der Arzt die Wachheit (Vigilanz) des Patienten, indem er zum Beispiel nach dem Geburtsdatum, dem Vornamen oder dem Aufenthaltsort fragt. Kann der Patient alles korrekt beantworten, wird sein Zustand als „wach und orientiert“ eingestuft. Zusätzlich werden die bisherige Krankheitsgeschichte und die aktuellen Beschwerden erfasst. Der Blutdruck wird gemessen und der Puls getastet.

Darüber hinaus überprüft der Arzt die Sensibilität des gesamten Körpers. Hierbei werden Berührungs-, Schmerz-, Temperatur-, Vibrationsempfinden und Lageveränderungen getestet. Außerdem untersucht er die Motorik und teilt die Muskelkraft in verschiedene Kraftgrade ein. So können Lähmungen oder Verkrampfungen (Spastik) erkannt werden.

Die neurologische Untersuchung der Koordination kann durch den Finger-Nase-Versuch erfolgen. Dabei werden die Augen geschlossen und der Zeigefinger des ausgestreckten Armes zur Nasenspitze geführt. Eine Alternative bildet der Knie-Hacke-Versuch. Stand, Gang und Gleichgewicht können durch den Romberg-Stehversuch und den Unterberger-Tretversuch überprüft werden. Dabei sollten   50 Schritte mit geschlossenen Augen auf der Stelle gemacht werden, ohne sich stark zu drehen.

 

ÜBERPRÜFUNG DER HIRNNERVEN

Die Hirnnerven, welche direkt dem Gehirn entspringen, werden voneinander getrennt in der neurologischen Untersuchung überprüft:

I. Nervus olfactorius – Riechen: Überprüfung durch Riechtests

II. Nervus opticus – Sehen: Gegenstände oder Buchstaben  müssen aus einer bestimmten Entfernung erkannt werden. Die Pupillenreaktion wird überprüft, indem der Arzt mit einer Lampe in die Augen leuchtet und die Pupillenreaktion beurteilt.

III. Nervus oculomotorius – Augenbewegung: Hier sollte der Patient dem Finger des Arztes mit den Augen folgen können

IV. Nervus trochlearis – Augenbewegung: Für die Überprüfung sieht der Patient  nach innen und unten. Der Arzt testet beide Augen getrennt voneinander.

V. Nervus trigeminus – Kauen und Sensibilität: Der Arzt streicht dem Patienten über das Gesicht und fragt ob er die Berührung spürt. Außerdem drückt er oberhalb der  Augenbrauen, unterhalb der Augen und am Kinn auf die Austrittspunkte der Nerven. Dies sollte keine Schmerzen verursachen.

VI. Nervus abducens – Augenbewegung: Der Patient sieht zur Überprüfung nach außen. Auch hier wird im Seitenvergleich getestet.

VII. Nervus facialis – Mimik und Geschmack: Hier bläst der Patient die Backen auf, runzelt die Stirn und macht einen Kussmund. Außerdem wird das Geschmacksempfinden des Patienten erfragt.

VIII. Nervus vestibulocochlearis – Hören und Gleichgewicht: Der Arzt reibt die Finger in der Nähe der Ohren, um das Gehör zu überprüfen. Mit einem Gleichgewichtstest wird die Nervenfunktion überprüft.

IX. Nervus glossopharyngeus – Schlucken: Der Arzt inspiziert den Rachen und das Schluckvermögen

X. Nervus vagus – Steuerung von inneren Organen: Der Arzt fragt nach Auffälligkeiten beim Herzschlag, beim Atmen oder der Verdauung

XI. Nervus accessorius – Teil der Kopfmuskulatur: Der Arzt drückt die Schultern nach unten, während der Patient diese hochzieht. Außerdem sollte der  Kopf gegen Widerstand gedreht werden können.

XII. Nervus hypoglossus – Zunge: Der Patient streckt die Zunge heraus und bewegt sie zu allen Seiten

Um eine Hirnhautentzündung und andere Erkrankungen auszuschließen legt der Patient das Kinn auf die Brust. Kommt es hierbei zu Schmerzen, spricht man von einem Meningismus (Nackensteifigkeit), der genauer untersucht werden muss.

 

PRÜFUNG DER REFLEXE

Die neurologische Untersuchung beinhaltet auch die Prüfung der Reflexe. Mit Hilfe eines Reflexhammers testet der Arzt die sogenannten Muskeleigenreflexe wie zum Beispiel den  Bizepssehnenreflex. Der Arzt legt einen Daumen auf die Bizepssehne und schlägt mit dem Hammer darauf. Beugt sich der Unterarm, sind Verletzungen der beteiligten Nerven nahezu ausgeschlossen.

Bei den sogenannten Fremdreflexen erfolgt die Reflexantwort nicht im reizwahrnehmenden Organ. Bestreicht der Arzt also zum Beispiel den Oberschenkel, sollte es beim Mann zu einer Hebung des Hodens kommen.

Außerdem werden die Primitivreflexe getestet, welche beim Gesunden nicht mehr auslösbar sein sollten und nur bei Neugeborenen und Kleinkindern vorhanden sind. So wird beim Babinski-Reflex der Fußaußenrand kräftig bestrichen. Liegt eine Nervenschädigung vor, spreizen sich die Zehen und die große Zehe hebt sich nach oben. 

 

Welche Risiken birgt eine neurologische Untersuchung?

Eine neurologische Untersuchung ist eine komplizierte aber komplikationsarme Untersuchung. Verletzungen wie blaue Flecken (Hämatome), Wunden oder Nerven-, Muskel- und Weichteilschäden können in seltenen Fällen entstehen, falls  der Arzt zu viel Kraft bei der Untersuchung aufwendet – beispielsweise durch einen zu kräftigen Schlag mit dem Reflexhammer. Bei Gleichgewichtstest sollte der Patient abgesichert sein, falls er aus dem Gleichgewicht gerät.  

Was muss ich nach einer neurologischen Untersuchung beachten?

Ist die neurologische Untersuchung abgeschlossen, bespricht Ihr Arzt mit Ihnen die Ergebnisse. Je nach Diagnose werden nun weitere technische neurologische Untersuchungen wie eine Magnetresonanztomographie (MRT), eine Computertomographie (CT) oder eine Elektroneurographie (ENG) durchgeführt.

 

Von Valeria Dahm, Ärztin

https://www.netdoktor.de/diagnostik/neurologische-untersuchung/