DIFFERENTIALDIAGNOSE

Polyneuropathie

 

Die Polyneuropathie kann die Ursache sein eines RLS. Diese Erkrankung kann aber auch allein ganz ähnliche Gefühlsstörungen hervorrufen. Die RLS Beschwerden unterscheiden sich von den polyneuropathischen Schmerzen durch die deutliche Abhängigkeit von der Tageszeit, der Lokalisation in der Tiefe und durch die Besserung bei Aktivität. Bei den Polyneuropathien sind die Gefühlsstörungen meist konstant vorhandenen und bessern nicht bei Bewegung.

 

Elektrophysiologische Untersuchung

Bei den Polyneuropathien muss berücksichtigt werden, dass in vielen Fällen keine subjektiven Beschwerden auftreten. Eine Elektrophysiologische Untersuchung halten wir auch deswegen angezeigt, weil auch eine isolierte Polyneuropathie (ohne RLS) ähnliche Beschwerden verursacht wie das RLS. Falls elektrophysiologisch eine Polyneuropathie bestätigt werden kann muss man nach deren Ursachen suchen, welche dann anders als das RLS behandelt werden müssten.

Bei der elektrophysiologischen Untersuchung wird die Fortleitungs-geschwindigkeit im Nerv gemessen. Dazu muss der Nerv an einer gut zugänglichen Stelle elektrisch gereizt werden und die daraus resultierende Muskelzuckung bzw. das sensible Nervenpotential kann an anderer Stelle abgegriffen werden.

 

Gefässerkrankungen

Gefässleiden wie z.B. Krampfadern oder Arteriosklerose der Beinarterien wurden früher als Ursache des RLS angesehen. Heute erscheint es wichtiger diese Erkrankungen vom RLS abzugrenzen, weil sie ähnliche Beschwerden hervorrufen aber anders behandelt werden. Bei der Arteriosklerose der Beinarterien treten die Schmerzen bei Bewegung stärker in Erscheinung. Die Patienten müssen beim Gehen Pausen einlegen während denen die Schmerzen sich bessern. Man spricht von der Schaufensterkrankheit.

Nächtliche Wadenkrämpfe

Nächtliche Wadenkrämpfe (Crampi nocturni) sind sehr häufig - auch bei gesunden Personen. Diese treten anfallsartig auf, häufig bei einer Bewegung und werden gelindert durch Dehnen des verkrampften Muskels.

 

Diagnostisches Vorgehen

Quantifizierung der Beschwerden mittels Fragebogen

Laboruntersuchungen

- Rotes und weisses Blutbild

- Elektrolyte (Na, K, Ca, Mg)

- Harnstoff & Kreatinin

- Glukose Tagesprofil. HbA1c

- Eisen und Ferritin

- Vitamin B12 & Folsäure

- Schilddrüsenparameter

- Schwangerschaftstest

Polyneuropathie Screening

- Nervenleitgeschwindigkeit vom N.suralis

- Elektromyographie vom m.extensor digitorum brevis

- Sympathische Reizantwort

Polysomnographie

 

IDIOPATHISCHE FORM

In 30% bis 92% wird die Erkrankung familiär vererbt wobei ein autosomal dominanter Erbgang angenommen wird. Statistisch bedeutet dies, dass 50% der Söhne und Töchter eines Betroffenen die Veranlagung besitzen. Das Risiko mit deutlichen Beschwerden zu erkranken liegt bei Verwandten ersten Grades bei ca. 20%. Bei Verwandten zweiten Grades nur noch bei ca. 4% erhöht. Es wird zur Zeit versucht, das erkrankte Gen ausfindig zu machen. Studien an einzelnen Familien mit mehreren Generationen von betroffenen Patienten ergaben Hinweise, dass die Krankheit in späteren Generationen zunehmend früher zu Beschwerden führen kann (= Antizipation).

 

SYMPTOMATISCHE FORM

Restless legs Beschwerden wurden bei einer Vielzahl von Zuständen und Erkrankungen beschrieben:

Mögliche Ursachen bei RLS

RLS ist gehäuft bei:

Häufigkeit eines RLS in %

untersuchter Patienten

Eisenmangel

43%

Schwangerschaft

27%

Nierenversagen

17-40%

Diabetes mellitus

7-17%

Rheumatoide Arthritis

25-30%

Polyneuropathie

5%

Bei diesen Erkrankungen fand man ein eindeutig gehäuftes Auftreten von RLS, was auf einen ursächlichen Zusammenhang hindeutet. Die RLS Beschwerden, die während der Schwangerschaft auftreten, bilden sich nach der Geburt des Kindes meistens spontan zurück.

 

Polyneuropathie

Die Häufigkeit von RLS bei Polyneuropathien von 5% erscheint im Vergleich zu der Häufigkeit in einer Normalbevölkerung (2-15%) nicht eindeutig erhöht. Deswegen ist der immer vermutete ursächliche Zusammenhang zwischen Polyneuropathie und RLS weder bewiesen noch ausgeschlossen.

Erkrankungen ohne gesicherten Zusammenhang (meist nur Einzelfälle)

Fibromyalgie Syndrom, Vitamin Mangel, Amyloidose, Sjögren-Syndrom, Diskushernie, Rückenmarkserkrankungen, Morbus Parkinson, REM-Schlaf-Verhaltungsstörung, Schlaf-Apnoe Syndrom, Chronisch obstruktive Lungenerkrankung, Magenresektion, Krebsleiden, Embolien, Krampfadern, Familiäres Zittern, Schilddrüsenerkrankungen, AIDS.

 

Medikamente, welche ein RLS auslösen oder verstärken können

Neuroleptika, Lithium, Mianserin, Beta-Blocker, Trizyklische Antidepressiva, Antikonvulsiva, Histamin-Blocker, Sedativa-Entzug, Vasodilatativa -Entzug, Antiemetika (ausser Domperidone), Kalzium Blocker.

 

http://www.restless-legs.ch/index.php?id=19&L=778



Fragebogen zum Schweregrad der RLS

http://www.restless-legs.ch/index.php?id=10&L=778