Wie läuft eine Kortison-Stoßtherapie (Pulstherapie) konkret
ab?
Das Procedere beginnt meist einen Tag vor der eigentlichen Behandlung mit einer Blut- und
Urinuntersuchung. Dabei werden vor allem die Blutzellen, die Blutsenkungsgeschwindigkeit und
der Urin auf Infektionszeichen untersucht. Da Kortison das Immunsystem stark schwächt, ist es
sehr wichtig, vorher mögliche Infekte auszuschließen.
Häufig erhält man außerdem vor Behandlungsbeginn Medikamente zum Magenschutz und Heparin
zur Thromboseprophylaxe. Diese Schutzmaßnahmen werden noch einige Tage über den
Behandlungszyklus hinaus fortgeführt.
Dann drei bis fünf Tage lang Kortison
Es folgen drei bis fünf Tage mit hochdosierten Kortison-Infusionen. Die Infusionen werden meist
morgens verabreicht. Eine Infusion besteht z.B. aus 1000 mg Methylprednisolon (Urbason®). Es
können aber auch andere Wirkstoffe gewählt werden, deren Dosis je nach Wirkstärke variiert.
Die häufigsten Nebenwirkungen der Kortison-Stoßtherapie sind Übelkeit und Kopfschmerzen. Dem
beugt man am besten mit Liegenbleiben nach den Infusionen und reichlich Trinken vor.
Summa summarum ist die Kortison-Stoßtherapie also kein Vergnügen. Aber wenn sie tatsächlich
den Schub bzw. die Schub-Beschwerden verringert, mag es sich lohnen. Darüber gibt es aber unter
den Betroffenen geteilte Ansichten. In den offiziellen Therapierichtlinien wird hingegen zugeraten.
Lesen Sie dazu auch:
Welche Nebenwirkungen können unter der Schubtherapie mit Kortison (Glukokortikoiden)
auftreten?
Autorin: Dr. med. Julia Hofmann
Weiterführende Informationen:
Die Kortison-Stoß-Therapie
Wirkstoff
bevorzugt Methylprednisolon, ein künstliches Glukokortikoid. Kortikoide (Kortison) sind Hormone
der Nebennierenrinde.
Handelsname
z. B. Urbason. Indikation
Standardtherapie beim akuten MS-Schub, wenn auch offiziell in Deutschland für die MSBehandlung
nicht zugelassen.
Verabreichungsform
intravenöse Infusion, üblicherweise in einer Dosierung von 1000 mg an drei aufeinander folgenden
Tagen, stationär oder ambulant.
Wirkweise
Glukokortikoide hemmen den Entzündungsprozess und das Immunsystem. Sie wirken direkt auf die
beim MS-Schub vorliegende Störung der Blut-Hirn-Schranke ein.
Gegenanzeigen
starke Erkältung, Allergie gegen Methylprednisolon (hier können unter Umständen andere
Glukokortikoide eingesetzt werden), ausgeprägte Magen-Darm-Geschwüre, ausgeprägte psychische
Störungen, reaktivierbare Tuberkulose.
Nebenwirkungen
Magenbeschwerden, Übelkeit und Erbrechen, Unruhe und Schlafstörungen, psychische Störungen,
Unverträglichkeitsreaktionen. Bei Diabetikern Gefahr von erhöhten/entgleisenden
Blutzuckerwerten. Das Risiko eines epileptischen Anfalls kann bei Patienten, die dazu neigen,
erhöht werden. Gleiches gilt für das Thrombose-Risiko, insbesondere für Patienten mit Paresen
(Lähmungen).
Wissenswertes
Die hochdosierte Kortison-Stoß-Therapie wird allgemein als Standardtherapie des akuten MSSchubs
empfohlen. Sie wird üblicherweise an drei aufeinander folgenden Tagen morgens als
intravenöse Infusion gegeben. Danach kann die Behandlung beendet werden; ein Ausschleichen mit
Kortison-Tabletten ist in der Regel nicht notwendig.
Bei ausgeprägten Symptomen, die sich nur unzureichend bessern, kann die dreitägige Kortison-
Stoß-Therapie auf fünf Tage verlängert werden. Wenn sich nach zweiwöchiger Pause die Symptome
immer noch nicht ausreichend zurückgebildet haben, kann die Therapie nach den aktuellen
Empfehlungen der Multiple Sklerose Therapie Konsensus Gruppe wiederholt werden, und zwar mit
einer Dosierung von bis zu 2000 mg über fünf Tage. Denn aus dem Tiermodell der MS ist bekannt,
dass hohe Dosierungen zu einer rascheren und besseren Rückbildung der Krankheitserscheinungen
führen können.
Führt auch diese zweite Therapie nicht zum Erfolg, kann in besonders schweren Fällen (Lähmung
mit Rollstuhlpflichtigkeit oder Sehnerv-Entzündung mit Blindheit) eine Plasmapherese
(Blutwäsche) versucht werden.
Wichtig
Eine Dauertherapie mit Glukokortikoiden sollte wegen möglicher schwerwiegender, nicht
rückgängig zu machender Nebenwirkungen vermieden werden. Zu diesen Nebenwirkungen können
Bluthochdruck, Diabetes, Osteoporose, aseptische Knochennekrose (Zerstörung des
Knochengewebes), Magengeschwüre, Thrombose, Wundheilungsstörungen, Hautschäden,
Muskelerkrankungen und Erkrankungen des peripheren Nervensystems zählen.
Deutschlandweites Selbsthilfeforum
weiterführender Chat und Forum: https://www.facebook.com/groups/PNP.SFN/
Information/Anfragen unter: Bernd Jörg Ihlefeldt
13589 Berlin
Bitte bevorzugt eMail nutzen
Vielen Dank !
Direkt zur Gruppe
SHG Polyneuropathire
"Das Original"