Beim Stichwort „Lumbalpunktion“ steht Patienten schnell die Panik ins Gesicht geschrieben. Immerhin geht der Stich in den Rücken zur Entnahme von Nervenwasser mit einigen Risiken einher. In der Neurologie gehört das Diagnostikum allerdings zum Alltag gar nicht mal so schwer durchzuführen – wenn man die nötigen Kniffe kennt.


Liquordiagnostik

 

Im zentralen Nervensystem (ZNS), das aus dem Gehirn und dem Rückenmark besteht, befindet sich

eine Flüssigkeit, der sogenannte Liquor. Einige Krankheiten lassen sich nur in dieser Flüssigkeit

erkennen. Die Methode zur Erkennung dieser Krankheiten nennt sich Liquordiagnostik.

 

• 1 Was ist die

Liquordiagnostik?

• 2 Funktion, Wirkung

und Ziele der

Liquordiagnostik

• 3 Risiken,

Nebenwirkungen und

Gefahren der

Liquordiagnostik

 

Was ist die Liquordiagnostik?

Bei der Liquordiagnostik wird die Gehirn-Rückemarksflüssigkeit (Liquor cerebrospinalis) im

Labor untersucht. Die Liquorflüssigkeit wird im Gehirn gebildet und hat die Funktion, das Gehirn

und das Rückenmark vor Stößen zu schützen. Sie dienen als eine Art Polster für diese besonders

empfindlichen Regionen des Körpers.

bei der Wirbelsäule eingeführt, um an die Liquorflüssigkeit zu gelangen. Diesen Vorgang nennt man

Lumbalpunktion. Einige Krankheiten, wie etwa Entzündungen oder chemische Veränderungen im

Bereich des Gehirns oder des Rückenmarks lassen sich im Blut nicht nachweisen. Das liegt an der

sogenannten Blut-Hirn-Schranke. Dabei handelt es sich um ein komplexes Filtersystem: Nur

wenige Stoffe können vom Blut in die Liquorflüssigkeit gelangen und umgekehrt.

Die Blut-Hirn-Schranke grenzt also das zentrale Nervensystem vom Blutkreislauf ab. Dies hat den

Zweck, dass beispielsweise keine Toxine oder andere schädliche Stoffe durch das Blut in das

zentrale Nervensystem gelangen. Zudem wird durch diese Schranke das chemische Gleichgewicht

im Gehirn gewährleistet. Für Erkrankungen, die sich auf das zentrale Nervensystem beschränken,

ist deshalb die Liquordiagnostik notwendig.

 

Funktion, Wirkung und Ziele der Liquordiagnostik

Die Liquordiagnostik weist also Erkrankungen nach, die sich im zentralen Nervensystem befinden

und die nicht im Blut nachweisbar sind. Anwendung findet die Untersuchung bei einem Verdacht

oder bei Symptomen verschiedener Krankheiten. Die Bekannteste unter ihnen ist die Meningitis.

Bei dieser Erkrankung sind die Hirn- oder Rückenmarkshäute entzündet. Wird eine Meningitis nicht

rechtzeitig erkannt, kann sie sehr ernste Folgen bis hin zum Tod haben.

Eine Enzephalitis ist eine Entzündung des Gehirns. Auch sie kann durch die Liquordiagnostik

nachgewiesen werden. Für Hirntumore, Tumore am Rückenmark, Multiple Sklerose oder Blutungen

im Bereich des zentralen Nervensystems ist die Liquordiagnostik ein unverzichtbares

diagnostisches Mittel.

 

Die Liquorpunktion dient dem Nachweis beziehungsweise dem Ausschluss verschiedener Erkrankungen:

  • Hirn- und Rückenmarkstumore
  • Krebsbefall der Hirnhäute, zum Beispiel bei Lymphomen
  • entzündliche Erkrankungen des Gehirns (Enzephalitis) oder der Hirnhäute (Meningitis)
  • Infektionskrankheiten (Lyme-Borreliose, Neurosyphilis und andere)
  • Subarachnoidalblutung
  • Multiple Sklerose

 

Außerdem kann der Arzt im Rahmen der Liquordiagnostik den Druck innerhalb des Schädels messen, um eine Erweiterung der sogenannten Liquorräume (Hydrozephalus) festzustellen.

Nach der Lumbalpunktion wird die Liquorflüssigkeit zunächst einmal auf ihre Beschaffenheit

angesehen. Einige Erkrankungen und Probleme lassen sich nämlich bereits aufgrund des Aussehens

des Liquors feststellen.

Für gewöhnlich ist die Flüssigkeit farblos und klar. Bestimmte Trübungen oder Verfärbungen lassen

auf bestimmte Krankheiten oder Unregelmäßigkeiten schließen.

Die abschließende Liquordiagnostik findet jedoch im Labor statt. Dort können die Zellzahlen oder

Erreger wie Viren oder Bakterien ganz genau bestimmt werden, sodass sich das Krankheitsbild

eindeutig erkennen lässt. Erkrankungen des zentralen Nervensystems gehen häufig mit einer

Veränderung der Liquorflüssigkeit einher. Der Verdacht auf eine bestimmte Krankheit des ZNS lässt

sich durch die Liquordiagnostik bestätigen oder verwerfen.

 

Risiken, Nebenwirkungen und Gefahren der Liquordiagnostik

Als diagnostisches Mittel ist die Liquordiagnostik sehr wichtig, um Krankheiten im zentralen

Nervensystem auszumachen. Allerdings birgt dieses Mittel auch einige Risiken.

Bei Patienten mit einem erhöhten Hirndruck darf auf keinen Fall eine Liquordiagnostik

durchgeführt werden. Der erhöhte Hirndruck sollte vorher durch eine geeignete Untersuchung (ein

CT) ausgeschlossen werden, denn es besteht die Gefahr, dass durch die Liquorentnahme im

Rückenmark das Gehirn aufgrund des erhöhten Druckes leicht absackt und Teile eingeklemmt

werden.

Infolgedessen besteht akute Lebensgefahr, es kann zum Beispiel zu einem Atemstillstand kommen,

da sich das Atemzentrum in potenziell einklemmungsgefährdeten Bereich befindet. Eine

Hirndruckmessung ist somit vor einer Liquordiagnostik unabdingbar.

Einige Patienten klagen nach der Untersuchung über Übelkeit und Kopfschmerzen, vor allem im

Bereich der Stirn. Diese Symptome sind meistens nicht besorgniserregend, denn sie verschwinden

nach einigen Stunden wieder von alleine wieder. Patienten wird empfohlen, ausreichend Flüssigkeit

vor und nach der Liquordiagnostik zu sich zu nehmen, da dies die Symptome mildern kann. Zudem

wird nach der Untersuchung eine 24-stündige Bettruhe empfohlen, damit sich der Körper stressfrei

regenerieren kann.

Wie bei jedem Stich ins menschliche Gewebe besteht auch bei der Liquordiagnostik die Gefahr von

Infektionen und Blutungen. Dieses Risiko ist jedoch sehr gering.

 

Medizinische Qualitätssicherung von Dr. med. Nonnenmacher (Facharzt für Innere Medizin)

https://medlexi.de/Liquordiagnostik

 



Ohne Einwilligung läuft gar nichts!

Hat sich der Arzt entschieden, eine LP durchzuführen, muss sein Patient erst einmal über die vorgeschlagene Untersuchung aufgeklärt werden. Ist der Patient nicht einverstanden, würde es sich bei einer LP wider Willen um Körperverletzung durch den Arzt handeln. Eine Ausnahme von dieser Regel sind natürlich akute Notfallsituationen, bei denen die LP sofort erfolgen muss oder der Patient nicht mehr in der Lage ist, sein Einverständnis zu geben.

 

Im Normalfall bleibt aber ausreichend Zeit für ein Aufklärungsgespräch, in dem der Arzt dem Patienten den Ablauf der LP und die Risiken der des Eingriffs erklärt. Bei jeder Intervention – auch bei Blutabnahmen oder dem Legen eines intravenösen Zuganges – kann es zu Blutungen, Entzündungen, Schmerzen und Gewebeschäden kommen. Speziell bei einer LP besteht die Gefahr einer Einklemmung des Hirnstamms, einer Kompression des Rückenmarks durch eine Einblutung und im schlimmsten Fall einer bleibenden Lähmung.

 

Außerdem kann der Patient eine Hirnhautentzündung entwickeln und nach der Punktion an postpunktionellen Kopfschmerzen leiden, die zu den häufigsten Komplikationen gehören. Nach der Aufklärung kann der Patient Fragen stellen und bekommt einen Tag Bedenkzeit. Hat der Patient eingewilligt, müssen eventuelle Kontraindikationen direkt vor der LP vom Arzt überprüft werden.

Punktiert werden darf nicht, wenn der Patient an einer Gerinnungsstörung leidet oder Blut verdünnende Medikamente einnimmt. Auch erhöhter Hirndruck ist eine Kontraindikation. Um beide Punkte ausschließen zu können, wird bei jedem Patienten vor einer LP ein Labor mit kleinem Blutbild und Gerinnungangefertigt und eine Bildgebung vom Kopf durchgeführt. Dies darf ohne explizite Einwilligung des Patienten geschehen.

 

  • Annika Simon
  • https://www.thieme.de/viamedici/klinik-faecher-neurologie-1538/a/lumbalpunktion-mehr-als-nur-ein-kleiner-pikser-32783.htm


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