Neuropathie: Forscher haben neue Therapie im Visier

CHRONISCHE SCHÄDIGUNGEN DES PERIPHEREN NERVENSYSTEMS

 

Neuropathien sind in den allermeisten Fällen nicht heilbar. Jetzt haben Forscher einen Krankheitsmechanismus entdeckt, der Grundlage für neue Therapieansätze sein könnte. Die Arbeit wurde in der Zeitschrift „Nature Communications“ veröffentlicht.

Bei Neuropathie sind erkrankte Zellen dauerhaft im Reparatur-Modus. Medikamente, die das verhindern, werden gerade erprobt.

Neuropathien äußern sich durch Sensibilitätsstörungen wie Taubheit, Kribbeln und Schmerzen. Im weiteren Krankheitsverlauf können Betroffene Gangschwierigkeiten entwickeln und schließlich auf den Rollstuhl angewiesen sein. Die Auslöser für die chronischen Schädigungen des peripheren Nervensystems sind vielfältig: Entzündungen, Stoffwechselstörungen oder Medikamente wie eine Chemotherapie können zu einer Neuropathie führen. Außerdem gibt es eine erbliche Form, die CMT1A Erkrankung.

 

Krankheitsmechanismus entschlüsselt

In den allermeisten Fällen sind Neuropathien nicht heilbar, da die grundlegenden Krankheitsmechanismen noch kaum verstanden sind. Doch jetzt haben Forscher vom Universitätsklinikums Leipzig einen allgemeinen Erkrankungsmechanismus aufdecken können, der die Suche nach neuen Therapien beschleunigen könnte.

Um den Mechanismus zu verstehen, muss man wissen, dass unser Körper von Millionen Nervenfasern durchzogen ist, die Strom leiten wie ein Kabel. Dadurch können beispielsweise Muskeln angesteuert oder Sinneseindrücke weitergeleitet werden. Damit die Signale schnell weitergeleitet werden, sind die Nervenfasern mit einer Myelin-Schicht aus sogenannten Schwann-Zellen ummantelt. 

 

Zwiebelschalenformationen sind Kriterium für eine Neuropathie

Von Patienten, die an der häufigsten vererblichen Neuropathie, der CMT1A Erkrankung, leiden, weiß man, dass die Interaktion zwischen Nervenfasern und Schwann-Zellen gestört ist. Nerven betroffener Patienten weisen im Querschnitt viele Fasern mit zahlreichen fehlerhaft angelagerten Schwann-Zellen auf. Wie es zu dieser sogenannten Zwiebelschalenformation kommt, ist bisher aber komplett unverstanden.

 

Die Forscher aus Leipzig nehmen nun an, dass es gescheiterte Reparaturversuchs sind, die zu den Zwiebelschalenformationen führen. „Das periphere Nervensystem hat die Fähigkeit, sich nach einer akuten Nervenschädigung, wie zum Beispiel einer Quetschung oder Schnittverletzung, selbst zu reparieren“, erläutert Studienautorin Dr. Ruth Stassart von der Abteilung für Neuropathologie am Universitätsklinikum Leipzig. Dabei ordneten sich die Schwann-Zellen hintereinander der Reihe nach an und bildeten so ein langes Band, entlang dessen die Nervenfasern erneut auswachsen. Während dieser Zeit produzierten Schwann-Zellen den Wachstumsfaktor Neuregulin-1, ein zeitlich begrenztes Signal, das die Reparatur verletzter Nerven unterstütze.


Kommentar schreiben

Kommentare: 0